Das HI ERN: Portrait der größten Außenstelle des FZJ

Eindrücke vom HI ERN-Campus, an dem Nachhaltigkeit nicht nur erforscht, sondern auch im Alltag gelebt wird (Artikel ursprünglich erschienen in "Intern", dem Mitarbeitermagazin des FZJ).

Mit nur einer Handvoll von Mitarbeitenden 2013 gestartet, ist das Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien (HI ERN) inzwischen Jülichs größte Forschungsaußenstelle. Am HI ERN, das zugleich das IEK-11 ist, erforschen über 140 Kolleginnen und Kollegen aus 23 Ländern innovative Materialien, die dabei helfen, erneuerbare Energie klimaneutral, nachhaltig und kostengünstig über Wasserstoff- und Photovoltaiktechniken nutzbar zu machen. Ein besonders vielversprechender Ansatz: die in Erlangen maßgeblich weiterentwickelte Technologie LOHC (Liquid Organic Hydrogen Carrier), die für Wasserstoff ganz neue Formen des Transports und der Nutzung möglich macht. Um solche Forschungen auf dem Feld regenerativer Energien voranzutreiben, wurde das HI ERN als enge Zusammenarbeit zwischen FZJ, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und dem Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) gegründet. 

Nachhaltigkeit wird am HI ERN aber nicht nur erforscht, sondern auch im Alltag gelebt. Um die 20 Kilometer zwischen den beiden Standorten in Erlangen und Nürnberg zu überwinden, steht zum Beispiel ein Wasserstoffauto im hauseigenen Fuhrpark bereit. Und ein Großteil der Mitarbeitenden kommt per Fahrrad oder Bus und Bahn zur Arbeit. Dieses Jahr wird sich für sie viel verändern: Die meisten Mitarbeitenden ziehen aus beiden Standorten gemeinsam in einen neuen, hochmodernen Forschungskomplex in Erlangen um. Auf dem Südgelände der FAU soll das HI ERN dann noch enger als großes Forschungsteam zusammenwachsen.

Das sagen die Beschäftigten vor Ort:

Julian Kadar, Ingenieur

„Züge, die direkt mit LOHC-gebundenem Wasserstoff betankt werden können? Als Forscher helfe ich am HI ERN dabei mit, diese möglich zu machen. Die Arbeit am Forschungszentrum finde ich viel spannender, als eine Stelle in der Industrie es je für mich sein könnte. Auch Erlangen mit seinem studentischen Flair finde ich großartig. Alles liegt hier ganz nahe beieinander – und ich fahre nur 15 Minuten mit dem Rad zum Institut. Nach Jülich bin ich bislang leider nur für Schulungen gekommen. Toll fände ich, wenn wir die Zusammenarbeit trotz der räumlichen Entfernung noch intensivieren könnten, um uns stärker gegenseitig zu inspirieren.“

Dr. Retha Peach, Chemikerin und Teamleiterin

„Als ich 2019 aus Südafrika nach Erlangen kam, war ich überrascht, wie klein der ‚Kulturschock‘ für mich war. Wahrscheinlich, weil ich auch in meiner Heimat in einer ähnlich kleinen Universitätsstadt gelebt hatte, in Potchefstroom. Da viele Kolleginnen und Kollegen vom HI ERN hier so nah beieinander auf dem Erlangener Uni-Campus arbeiten, findet unser Team immer schnell die richtigen Leute, um Ideen auszutauschen und die Unterstützung zu erhalten, die wir brauchen, um im Gebiet der Wasserelektrolyse zu brillieren. Jetzt freue ich mich darauf, diese interdisziplinäre Zusammenarbeit zu intensivieren, wenn wir gemeinsam mit unseren anderen Kollegen in den Neubau ziehen.“

Manuel Zellhöfer, Programmierer/IT

„Ich betreue am HI ERN die IT und habe deswegen mit allen Kollegen in Erlangen und Nürnberg zu tun. Bei Computerproblemen bin ich für sie auch der Mittelsmann zu zentralen Diensten in Jülich. In unserer Außenstelle haben wir aber auch einige Freiheiten: In der IT etwa haben wir teils andere technische Voraussetzungen und müssen daher auch mal improvisieren. Meine Wahrnehmung ist, dass wir mit Corona insgesamt näher an Jülich herangerückt sind: Seither finden – nicht nur in der IT – regelmäßige Meetings online statt, was es uns spürbar erleichtert, im engen Austausch zu bleiben. Ich fände es daher super, wenn solche digitalen Formate auch nach der Pandemie beibehalten würden.“

Prof. Karl Mayrhofer, Direktor des HI ERN/IEK-11

„Erneuerbare Energien effektiver nutzbar machen, steht bei uns am HI ERN ganz oben auf der Agenda. Mit unserer Außenstelle knüpfen wir hierfür an die exzellente Material- und Prozessforschung der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) an. Unsere Forschung profitiert stark von der Interdisziplinarität der FAU. Zugleich arbeiten wir vor Ort mit dem Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) in unseren Kernthemen Wasserstoff und Photovoltaik intensiv zusammen. Und auch der kontinuierliche Austausch innerhalb des Forschungszentrums Jülich trägt entscheidend zu unseren Zielen bei.

All diese engen Kooperationen sind wie ein reichhaltiger Schatz aus unterschiedlichen Expertisen, die wir dringend benötigen, um die komplexen technologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Energiewende zu meistern. Besonders spannend ist die junge und dynamische Umgebung der Außenstelle am Universitätscampus. Hier existiert ein schier unerschöpflicher Ideenreichtum – und das macht diesen Ort für mich so besonders. Die enge Zusammenarbeit mit den Studierenden führt immer wieder zu innovativen Projekten und wichtigen Forschungsbeiträgen.

Wir arbeiten hart daran, mit unserer Außenstelle nachhaltig einen wertvollen Beitrag zur Energiewende zu leisten – ganz im Sinne der Mission der Helmholtz-Gemeinschaft im Themenbereich Erneuerbare Energie.“

Ein Blick auf den Campus

Das HI ERN: Portrait der größten Außenstelle des FZJ
Die Zukunft des HI ERN/IEK-11 findet in diesem 3.400 m² großen Hightech-Komplex mit hochmodernen Büros und Labors in Erlangen statt. Auch Dr. Florian Speck und Doktorandin Miriam Weiß werden hier künftig gemeinsam mit ihren Erlanger und Nürnberger Kolleginnen und Kollegen forschen.
HI ERN/ Reinhardt
Das HI ERN: Portrait der größten Außenstelle des FZJ
Auf fast dreieinhalbtausend Quadratmetern bietet das neue Gebäude künftig rund 900 m2 Büros, 1.350 m2 moderne Labore sowie drei Besprechungsräume und einen großen Seminarraum. Auf dem Dach des neuen Forschungsgebäudes ist auch eine Fläche vorgesehen, auf der neu entwickelte Photovoltaik-Module direkt installiert und in der Praxis erforscht werden können. Ideale Möglichkeiten also für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Außenstelle in Erlangen-Nürnberg.
HI ERN/ Reinhardt
Das HI ERN: Portrait der größten Außenstelle des FZJ
LOHC ist eine am HI ERN weiterentwickelte Technologie, um Wasserstoff mithilfe einer Trägerflüssigkeit möglichst platzsparend und sicher unter atmosphärischen Bedingungen lagern und transportieren zu können. Dr. Moritz Wolf erforscht im Labor, wie man den Wasserstoff mit möglichst geringem Energieaufwand wieder aus dem LOHC-Trägerstoff freisetzen kann.
HI ERN/ Reinhardt
Das HI ERN: Portrait der größten Außenstelle des FZJ
Fossile Brennstoffe adé: Vor seiner Dienstfahrt betankt Doktorand Maximilian Grauert den wasserstoffbetriebenen Toyota Mirai des HI ERN an der H₂-Tankstelle. Er fährt komplett emissionsfrei und verbraucht auf 500 Kilometer rund fünf Kilogramm Wasserstoff.
HI ERN/ Reinhardt
Das HI ERN: Portrait der größten Außenstelle des FZJ
Gelebte Nachhaltigkeit: Zwischen vielstöckigen Campusgebäuden kultivieren und ernten Forschende des HI ERN wie Doktorandin Johanna Ranninger nach Dienstschluss ihr eigenes Gemüse beim „Urban Gardening“-Projekt der Technischen Fakultät der Universität – in einer kleinen „grünen Oase“ auf dem sonst eher betonstarken Campus.
HI ERN/ Reinhardt

Das HI ERN: Portrait der größten Außenstelle des FZJ
Grüne Oase: Auch Doktorandin Susanne Wachs pflegt und erntet auf dem Campus ihr eigenes Gemüse – „weil ein solcher Garten das Nützliche mit dem Schönen verbindet. Wie sonst könnte man auf dem Rückweg von der Mensa nach frischen, reifen Erdbeeren suchen, sie finden und genießen?“
HI ERN/ Reinhardt

Der vollständige Beitrag „Jülich und seine Außenstellen – Das HI ERN in Erlangen Nürnberg“ von Hanno Schiffer und Nicole Lücke ist ursprünglich im Mitarbeitenden-Magazin „intern“ (Ausgabe 1/2021) des Forschungszentrums Jülich erschienen.

Kontakt

Jessica Pölloth

PR and Communications

    Gebäude HIERN-Cauerstr /
    Raum 5005
    +49 9131-12538204
    E-Mail
    Letzte Änderung: 29.08.2022